Auf nach Portugal!
Ich bin davon überzeugt, dass Menschen, die kreativ arbeiten, regelmäßig Zeit brauchen, in der sie sich ausschließlich mit ihrem Handwerk auseinandersetzen können – ohne die Verlegenheit einem Terminplan oder einem festen Ziel gerecht werden zu müssen.
Dabei entstehen oft neue Ideen und die eigenen Fertigkeiten machen gleich mehrere Sprünge nach vorne.
Dieses Jahr hat mich meine kreative Auszeit nach Portugal geführt, wo ich mit dem Camper in neun Tagen die süd-westliche Küstenregion erkundete.
Freundlicherweise wurde mir dafür von den lieben Menschen bei Foto Köberl die Sony a7C R als Testgerät zur Verfügung gestellt. Diese Kamera hat mich seit Release nicht mehr losgelassen, da sie für mich den perfekten Kompromiss aus Größe und Bildqualität darstellt.
Weniger ist mehr
Ich habe bei kreativen Fotoreisen die Erfahrung gemacht, dass es im besten Fall hinderlich sein kann, zu viel Ausrüstung mitzunehmen. Ich war schon oft mit einem prall gefüllten Fotorucksack unterwegs, mit Brennweiten von 16mm bis 400mm, sowie etlichen lichtstarken Festbrennweiten.
Aber je mehr ich in Gedanken bei den schmerzenden Schultern bin, auf denen das ganze Equipment lastet, desto weniger kann ich meine Umgebung bewusst wahrnehmen und einfangen. Außerdem lassen mich die ganzen Wahlmöglichkeiten im Rucksack auch ständig hinterfragen, ob ich das Motiv mit einer anderen Linse nicht noch ein bisschen besser zur Geltung bringen könnte. Und ehe man sich versieht, ist man mehr mit Objektivwechseln beschäftigt als mit Fotografieren.
Bisher ging eine kleine Ausrüstung aber auch immer mit gewissen Einschränkungen bei der Bildqualität einher.
Genau diesen Punkt greift die a7C R auf. Schon beim ersten in-die-Hand-nehmen fällt auf wie klein und leicht diese Kamera tatsächlich ist. Man würde eher eine APS-C Kamera erwarten, beziehungsweise ist sie sogar kompakter als manche Topmodelle in diesem Bereich. Dabei versteckt sich im Gehäuse der Vollformatsensor aus der Sony a7R V mit 61 Megapixel, der die vermutlich beste Bildqualität liefert, die man derzeit in einer so kleinen Kamera finden kann.
Wer sich für so ein kompaktes Kameramodell entscheidet, sollte diesen Gedanken auch konsequent bei den Objektiven fortsetzen. Im Sony System gibt es glücklicherweise etliche sehr kompakte, aber gleichzeitig optisch exzellente Objektive, die hervorragend zum Ansatz einer minimalistischen Ausrüstung passen.
Für meinen Trip habe ich mich daher für das Sony 24mm f2.8 G, das Sony 40mm f2.5 G, sowie das Sigma 90mm f2.8 DG DN entschieden. Das alles fand bei mir, zusammen mit Ersatzakku, Speicherkarten und ein paar alltäglichen Dingen, bequem in einer kleinen Schultertasche Platz. Gerade mit der Kamera in der Hand und einer fast „leeren“ Tasche, war es eine willkommene Abwechslung, stundenlang unbeschwert durch Lissabons Gassen zu schlendern.
Als Backup und um ein paar Fotos von der Sony a7C R machen zu können, hatte ich außerdem die a7R V dabei.
Die Kamera im Einsatz
Die a7C R wirkt nicht wie eine professionelle Kamera – und das meine ich im positivsten Sinne. Immer wenn ich mit sogenannten Flagship-Kameras arbeite, mache ich automatisch weniger Fotos. Das geschieht ganz unbewusst, denn ich habe immer im Hinterkopf, dass diese Kameras zum Arbeiten konzipiert wurden und man damit nur Fotos machen sollte, die auch wirklich gut sind.
Die a7C R mutet durch ihre Größe nicht ganz so ernst an, sie lädt zum Probieren und Experimentieren ein und nicht jedes Foto muss ein Treffer sein. Das ist unglaublich befreiend, gerade dann, wenn eigentlich die Kreativität im Vordergrund steht.
Und auch von Anderen wird die Kamera nicht gleich störend wahrgenommen. Die Kompaktheit gibt keinen Aufschluss über die tatsächliche Leistung und unglaubliche Bildqualität, die die Kamera auf den Tisch bringt, und das ist gerade in der Streetfotografie ein immenser Vorteil. Man kann sich seinen Motiven viel einfacher nähern und bekommt so Fotos, die mit einer „großen“ Kamera nicht möglich wären.
Da ich primär über das Display fotografiere, ist mir ein klares, helles Display meist wichtiger als ein besonders guter Sucher. Und das Display war selbst unter der portugiesischen Mittagssonne gut erkennbar und hat mir immer eine kontrollierte Bildkomposition ermöglicht.
Wer allerdings lieber durch den Sucher schaut, muss mit einem relativ kleinen Bild zurechtkommen. Gerade im Vergleich zur a7R V, merkt man doch, dass der Sucher mit seiner 0,7-fachen Vergrößerung zwar besser als der Vorgänger, aber eben immer noch recht klein ist. Irgendwo müssen eben Abstriche gemacht werden, um dies kompakte Größe erreichen zu können.
Ein Punkt, der mich bei der Ausstattung allerdings wirklich schmerzt, ist der einzelne Speicherkarten-Slot. Natürlich ist auch dieser vermutlich durch die Kompaktheit bedingt, aber ich hätte mir zumindest irgendeine Möglichkeit von kamerainternem Backup gewünscht – zum Beispiel durch internen Speicherplatz. Wenn es um Daten geht, bin ich ein Sicherheitsfanatiker und wenn ich am Abend die Speicherkarte mit den ganzen Fotos des Tages endlich auf den Laptop überspielen konnte, musste ich immer kurz aufatmen.
Bis ins letzte Detail
Den Sensor, der in der a7C R verbaut ist, kennt man schon aus der a7R IV und a7R V und er besticht durch seinen hohen Dynamikumfang und unvergleichliches Auflösungsvermögen bei 61 Megapixel. Viele werden sich fragen, ob es wirklich diese hohe Auflösung sein muss, oder ob die a7C II mit ihren 33 Megapixel nicht die bessere und günstigere Wahl wäre. Realistisch muss ich hier sagen, dass die 33 Megapixel vermutlich ausreichen würden – wer sich aber einmal an den Detailreichtum der a7C R gewöhnt hat, will einfach nicht zurück.
Es ist eine wahre Freude, in die Dateien, die aus der Kamera kommen, hineinzuzoomen und Dinge zu entdecken, die man bei der Aufnahme noch gar nicht bemerkt hat, wie zum Beispiel die verschiedenen Leute hier am Strand.
Von vielen werden Reisefotos auch etwas stiefmütterlich betrachtet, wenn es um das Thema Bildqualität geht. Für mich stellen die Fotos einer solchen Reise aber nicht nur wichtige Erinnerungen dar, sondern zählen auch oft zu meinen Best-Of Fotos eines Jahres, von denen ich einige großformatig und hochqualitativ drucken lasse. Und genau dann kann es eigentlich nie genug Auflösung sein.
Natürlich bieten einem 61 Megapixel auch eine große Flexibilität beim Zuschnitt. Selbst kleine Eingriffe, wie den Horizont zu begradigen, oder ein Gebäude auszurichten, können die effektive Auflösung schnell reduzieren. Und gerade, wenn man nur mit drei Festbrennweiten unterwegs ist, kommt man nicht umhin auch mal stärker zuschneiden zu müssen – und mit der a7C R hat man einfach die Reserven dazu.
Auch im Videobereich bringt die a7C R einiges mit: 4K mit bis zu 60fps, 10bit Farbtiefe und eine gute Stabilisierung. Die hohe Auflösung wird hier allerdings eher zum Hindernis, weil sie sich nicht so einfach auf ein 4K Bild runterrechnen lässt. Bei intensiveren Farb- und Kontrastanpassungen merkt man schnell, dass das Videomaterial durch das Subsampling nicht so detailreich ist, wie z.B. bei der a7 IV und Schattenbereiche deutlich stärker rauschen, wenn diese aufgehellt werden. Wer also auf der Suche nach einer richtigen Hybridkamera ist, dem würde ich definitiv zur a7C II raten. Die hohe Auflösung stellt auch ganz neue Anforderungen an den Autofokus – denn bereits ein geringer Fehlfokus fällt hier sofort auf.
Die a7C R ist hier dank des neuen AI-Chips eine sehr verlässliche Kamera. Gerade bei meinen Street-Aufnahmen habe ich oft mit dem breiten Messfeld gearbeitet und die Kamera das Motiv finden lassen. Es ist wirklich erstaunlich wie klein Motive im Bild sein können und immer noch vom Autofokus richtig erkannt und fokussiert werden. Das ermöglicht einem nicht nur schnell, sondern auch diskret zu agieren, denn man muss nicht lange einen Autofokuspunkt herumschieben, sondern kann einfach die Kamera in die ungefähre Richtung des Motivs halten und abdrücken. Und kann sich sicher sein ein perfekt scharfes Foto zu haben – bei 61MP eine große Leistung!
In dem Zusammenhang habe ich auch einen Joystick nicht vermisst, da ein „traditionelles“ Arbeiten in den allermeisten Situationen überflüssig geworden ist.
Auch dem Bildstabilisator verlangt eine hohe Auflösung einiges ab, gerade wenn man auf das Mittragen eines Stativs verzichten möchte. Auch in diesem Punkt kann die a7C R absolut abliefern. Ich war auf diesem Trip zwar nicht in der Nacht mit der Kamera unterwegs, habe aber einige Fotos während der Dämmerung gemacht und konnte Verschlusszeiten von 1/10s problemlos verwacklungsfrei aus der Hand halten.
Fazit
Die Sony a7C R hat meine Reise wirklich bereichert und genau das gehalten, was sie verspricht. Sie ermöglicht kreatives, unbeschwertes Fotografieren, auch über viele Stunden, ohne dass man Abstriche bei der Bildqualität machen müsste. Ich bin mir sicher mit dieser Kamera und meiner kleinen Ausrüstung ein paar meiner besten Fotos dieses Jahres gemacht zu haben.
Man bekommt einfach eine unglaubliche Leistung, in einem sehr kompakten Gehäuse und eine Bildqualität, die ihresgleichen sucht. Wenn man diese Stärke ausspielen möchte, sollte man auch auf die passenden Objektive setzen. Durch die hohe Individualisierbarkeit und den zusätzlichen Handgriff, lässt sie sich auch problemlos mit größeren Objektiven verwenden und in anspruchsvolleren Umgebungen einsetzen.
Die Kamera lässt kaum Wünsche offen, einzig eine Möglichkeit für ein direktes Backup in der Kamera wäre mir ein großes persönliches Anliegen. Wer außerdem den Fokus eher auf Video legt, sollte wegen der besseren Qualität lieber zur a7C II greifen.
Sonst hat Sony mir mit dieser Kamera einen jahrelangen Wunsch erfüllt: geringe Größe bei maximaler Bildqualität – denn das macht die a7C R ausgezeichnet.