Street Portrait Fotografie: Available Light Portraits in der Mittagssonne

Street Portrait Fotografie: Available Light Portraits in der Mittagssonne
2023-01-24 Katrin Wrulich

Street Portrait Fotografie: Available Light Portraits in der Mittagssonne

Wie mache ich schöne Portraits in der Sonne? Das ungünstige Licht von oben wirft harte Schatten auf das Gesicht des Models, der Ausdruck ist oft sehr angespannt aufgrund der hellen Umgebung und generell ist die Umgebung von starken hell-dunkel Kontrasten geprägt. 

Manchmal kommt man aber nicht drum herum und muss mit dem Licht klarkommen, das sich einem gerade bietet. Viele Hochzeitsfotos entstehen beispielsweise tagsüber, oder man hat im Urlaub keine andere Wahl, als Freunde oder Familie bei strahlendem Sonnenschein vor einer traumhaften Kulisse abzulichten. 

In diesem Beitrag lernst du, wie du vorhandenes Licht (also “Available Light”) für dich nutzen kannst, um deine Portraits im grellen Sonnenlicht zu verbessern! 

Tipp Nr. 1: Deine Position als Fotograf:in

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Deine Position als Fotograf:in

Positioniere dich so, dass dein Model nicht direkt in die Sonne blicken muss.

Wie du anhand des Fotos siehst, spricht erstmal nichts dagegen, das Model in die pralle Sonne zu positionieren. Für einen entspannten Look ist es wichtig, dass das Licht nicht blendet und ein entsprechend harter Gesichtsausdruck vermieden wird. In diesem Bild blickt das Model zwar in Richtung des Sonnenlichts, kann aber aufgrund des gesenkten Blicks und der tiefen Kameraposition einen lockeren und coolen Ausdruck liefern.

Tipp Nr. 2: Die Position des Models

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Die Position des Models

Nutze starkes Sonnenlicht, um das Model hervorzuheben.

Richtig genutzt, birgt starkes Sonnenlicht eine tolle Möglichkeit dein Motiv in Szene zu setzen. Suche dir am besten einen vergleichsweise dunklen und ruhigen Hintergrund, platziere dein Model davor und schau dir die Szenerie genau an: Die hellen, angestrahlten Partien werden hervorgehoben, während die schattigen untergehen. Du hast nun die Möglichkeit, die ganze Aufmerksamkeit sehr konkret auf dein Model zu lenken. Nutze dafür eine kurze Brennweite wie z.B. 24mm oder wie im Bild 40mm  und lasse dem Motiv genug Raum. Alternativ kannst du auch mit eher langen Brennweiten versuchen, Close-Ups mit starken Kontrasten zu kreieren. Portraits in der Mittagssonne können ihren ganz eigenen Charme haben, besonders Close-Ups mit starken hell/dunkel Kontrasten in Schwarz/Weiß! Achte hierbei nur darauf, genügend Details zu behalten.

Tipp Nr. 3: Experimente wagen

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Experimente wagen

Wenn du schon im Vorhinein Zweifel an einem Foto hast – versuche es erst recht!

Oftmals sehen wir Fotograf:innen ein Foto vor dem geistigen Auge und bewerten in Sekundenschnelle, ob es sich lohnt, das auch auf den Sensor zu bringen. Wir vergessen dabei oft, dass sich das Bild durch verschiedene Brennweiten, Einstellungen und Bildbearbeitung stark verändern kann. Es lohnt sich manchmal, dem Impuls nachzugeben und ungewöhnliche Aufnahmen einfach auszuprobieren. Im Beispielbild war klar, dass der Vordergrund zu dunkel werden würde (direkte Sonne von hinten um 13:30 Uhr). Die Idee in der Bildbearbeitung war dann, das gesamte Bild aufzuhellen und den Fokus auf die Linienführung und den Bildlook zu legen – weniger ein perfekte ausgeleuchtetes Bild zu schießen (dafür wäre man um eine Aufhellung mittels Reflektor oder Blitz nicht herumgekommen).

Right Image Schnelle Bearbeitung
Left Image Unbearbeitet
Foto: Foto Köberl / Katrin Wrulich
Bearbeitung: Basic-Bearbeitung in Lightroom, Foto im RAW Format aufgenommen

Tipp Nr. 4: Natürliche Reflektoren nutzen

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Natürliche Reflektoren nutzen

Dosiere vorhandenes Licht mit der richtigen Location.

Die häufigste Antwort nach der Frage bzgl eines Tipps bei Available Light Portraits in der Mittagssonne: Im Schatten fotografieren oder garnicht erst anfangen. Anstatt aber einfach vor dem vermeintlich schwierigen Licht davonzulaufen, dosiere es gekonnt. Nutze Tunnel, Unterführungen, Abstiege zur Metro etc. um den Hintergrund als schönen, dunklen Verlauf zu gestalten. Platziere dein Model am Eingang, sodass es nicht in der Sonne steht, aber genügend Licht durch die Reflexionen umliegender Gebäude und der Straße bekommt. Spiele mit verschiedenen Abständen & bewege das Model und dich selbst, um die ideale Beleuchtung für dein Foto hinzubekommen. Alternativ kannst du auch im direkten Sonnenlicht tolle Close-Up Portraits machen: Bitte dein Model in die Hocke zu gehen, um dem Boden näher zu sein, der dir im Falle heller Steine oder Asphalt ebenfalls viel Licht zurückwerfen kann.

Tipp Nr. 5: Licht und Schatten als Stilmittel

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Licht und Schatten als Stilmittel

Lerne starke Kontraste zu lieben.

Manchmal neigt man als Fotograf:in dazu, Licht und Schatten nach eigenem Belieben formen zu wollen, anstatt das Gegebene kreativ zu nutzen. Zugegeben: es kostet Überwindung, das Erlernte & Bewährte bewusst zu ignorieren, es kann aber eine große Bereicherung sein. Lenke Schatten gekonnt durch dein Motiv, lasse es vielleicht zum Großteil im Schatten versinken oder gib nutze Schatten als Begrenzung oder Rahmen. 

Do’s and Don’ts

Yes, please:

  • Arbeite mit dem Licht, nicht dagegen
  • Trau dich zu experimentieren
  • Gib jeder Idee eine Chance
  • Nutze natürliche Reflektoren
  • Bleib offen für ungewöhnliche Kompositionen
  • Passe deine Erwartungen an die Situation an – nicht jede Art von Aufnahmen ist in der Mittagssonne ausschließlich mit available light gut machbar

No, don’t:

  • Lass dein Model nicht andauernd gegen die Sonne blicken – das fändest du auch nicht cool.
  • Vermeide zusammengekniffene Augen und verspannte Gesichtsmuskulatur, indem du regelmäßige Pausen eingeplanst und auf deine eigene und die Position des Models achtest.
  • Lösche während dem Shooting keine Fotos – manchmal sind die Bilder, die einem zu Beginn nicht gefallen, später Favoriten.
  • Flüchte nicht zwangsläufig in den Schatten
  • Versuche nicht, starke Kontraste in der Bearbeitung zu sehr auszugleichen 
  • Fotografiere nicht (ausschließlich) in JPEG. Das RAW Format eignet sich viel besser, um eine saubere Bearbeitung zu ermöglichen.

Street Portrait Fotografie: Available Light Portraits in der Mittagssonne

Wie du siehst, muss man sich nicht vor dem Fotografieren in der Mittagssonne scheuen. Mit unseren einfachen Tipps kannst du deine Fotos ganz einfach verbessern, ganz ohne weiteres Equipment! 

  1. Verschaffe dir einen Überblick über deine Location
  2. Verstehe die Lichtsituation und suche dir die Fotospots entsprechend aus
  3. Behalte natürliche Reflektoren im Blick
  4. Bleibe kreativ, experimentierfreudig und flexibel 
  5. Behalte alle Bilder und sortiere erst am Computer aus

Verwendetes Equipment

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