Orcas hautnah erleben – In norwegischen Gewässern unterwegs mit Roman Königshofer

Orcas hautnah erleben – In norwegischen Gewässern unterwegs mit Roman Königshofer
2024-11-25 Katrin Wrulich

Orcas hautnah erleben

in norwegischen Gewässern unterwegs mit Roman Königshofer

 

Roman Königshofer

Roman Königshofer, ein leidenschaftlicher Natur- und Outdoorfotograf aus dem Mürztal in Österreich, begeistert sich zutiefst für die Natur.  Authentizität ist für ihn von höchster Bedeutung, sowohl in seinem Leben als auch in seiner Arbeit. Roman bietet seine Dienste weltweit für Outdoor-, Landschafts-, Sport- und Reisefotografie und -videografie an. Er ist auch Teil der German Roamers, einem Instagram-Kollektiv von Outdoor-Fotografen. Neben der Fotografie ist er auch im digitalen Marketing und in den sozialen Medien aktiv, wobei er Content für Marken erstellt. Darüber hinaus ist er ein erfahrener Filmemacher und arbeitet sowohl als Regisseur, Kameramann als auch Editor an verschiedenen Projekten.

Romans Socials

Wer sich auf der Instagram Seite von Roman Königshofer inspirieren lassen möchte, wird nicht enttäuscht: Zwischen stimmungsvollen Landschaftsbildern und dynamischen Sportaufnahmen findet sich in letzter Zeit auch vermehrt Wal-Content. Wer jetzt glaubt, mit ein paar aus dem Wasser ragenden Rückenflossen ist es getan, der irrt: Roman vereint unglaubliche Lichtstimmungen, atemberaubende Landschaften und die Wildlife-Fotografie, wie es nur wenige können. Doch nicht nur über Wasser gelingen Roman außergewöhnliche Bilder – auch unter Wasser entstehen Aufnahmen, die berühren.

Du fotografierst nicht nur an Land, sondern auch unter Wasser. Wie unterscheidet sich die Arbeit unter Wasser von der an Land – technisch und kreativ?

Der Unterschied ist gar nicht so groß, wie man im ersten Moment vielleicht denkt. Unter Wasser wartet man genauso wie an Land auf den perfekten Moment. Natürlich gibt es ein paar zusätzliche Faktoren, an die man sich jedoch schnell gewöhnt. Das Wichtigste beim Fotografieren unter Wasser ist, sich selbst richtig zu positionieren – und dann ein bisschen Glück zu haben. Einen Atemzug zu nehmen, abzutauchen und dort auf einen Wal zu warten, der im perfekten Augenblick vorbeizieht, kann schon mehrere Versuche erfordern. Es gibt auch Tage, an denen das gar nicht klappt oder die Bedingungen so schlecht sind, dass man nicht ins Wasser kann.

Technisch gesehen arbeitet man mit einer Kamera im Unterwassergehäuse, was die Reaktionsfähigkeit ein wenig verlangsamt. Kreativ gesehen ist es herausfordernder, das Bild unter Wasser zu gestalten. Manchmal spielt Zufall eine größere Rolle, und das nötige Quäntchen Glück ist oft entscheidend.

Wenn du dich an den Moment zurückerinnerst, in dem du die Wale in Norwegen zum ersten Mal gesehen hast – was ist dir in Erinnerung geblieben? Oder anders formuliert: Was war deine erste Begegnung mit Walen, und wie beeinflusst diese Erfahrung heute deine Arbeit?

2018 war ich das erste Mal mit Orcas im Wasser, und anfangs hatte ich natürlich ein mulmiges Gefühl. Doch das verflog schnell. Nach der ersten Begegnung ändert sich alles. Wenn ein Orca auf dich zuschwimmt, dich vielleicht umkreist und dann wieder wegschwimmt – und ihr vielleicht sogar Augenkontakt habt – fühlt es sich magisch an. Diese Momente sind unglaublich schön und erfüllen einen mit Glück. Ab diesem Moment möchte man das immer wieder erleben. Es ist eines dieser Dinge, die man nicht in Worte fassen kann, sondern selbst erleben muss.

Da diese Begegnungen mit den Walen in Norwegen immer gegen Ende des Jahres stattfinden, geben sie mir außerdem eine wertvolle Möglichkeit, den Kopf freizubekommen und das Jahr mit ganz neuen Eindrücken abzuschließen.

Wie kann man sich die Arbeit unter Wasser vorstellen? Welche Dinge sollte man beachten, wenn man selbst unter Wasser fotografieren möchte?

Ich bin ein Freund von „einfach machen“. Unter Wasser zu fotografieren muss man einfach ausprobieren, und ein gewisser Grad an Experimentieren gehört dazu. Wichtig ist, dass man sein Equipment blind beherrscht.

Unter Wasser hat man nicht die Zeit oder Möglichkeit, lange über Einstellungen nachzudenken – am besten ist alles bereits eingestellt, und die Knöpfe sind so belegt, dass man sie intuitiv findet. Meine Einstellungen und Custom-Buttons sind zum Beispiel unter Wasser ganz anders belegt als über Wasser.

Wer anfangen möchte, kann das in einem See, Freibad oder Hallenbad in kontrollierter Umgebung üben und sich so mit den Besonderheiten unter Wasser vertraut machen. Wenn man sich sicher fühlt, spricht nichts dagegen, ins Meer zu gehen.

Wie hast du dich auf diese Arbeit vorbereitet?

Das Wichtigste ist, das gesamte Equipment beisammen zu haben – nicht nur die Kameraausrüstung, sondern auch alles, was man benötigt, um in arktischen Gewässern zu tauchen und bei langen Tagen an Bord, oft im Wind, warm zu bleiben. Das kann schon eine Herausforderung sein, aber mit der Zeit entwickelt man ein gutes Gespür dafür, was man wirklich braucht.
Auch körperliche Fitness ist hilfreich, um den Spaß und die Ausdauer zu behalten. Es kann durchaus anstrengend sein, mehrmals mit Kamera und Gehäuse, einem 12 kg schweren Bleigürtel und 7 mm Neopren ins Wasser zu gehen, zu schwimmen, zu tauchen und wieder aufs Boot zurückzukehren – und das Ganze dann noch zig Mal zu wiederholen. Daher ist es sinnvoll, sich vorher ein wenig vorzubereiten, sei es durch Schwimmen, vielleicht einen Freitauchkurs oder auch ein paar Liegestütze.

Welche Ausrüstung hattest du dabei und was hast du davon wirklich genutzt? Welche Herausforderungen gab es mit der Kälte?

Ich war inzwischen fünfmal in Norwegen und habe dabei nicht immer das gleiche Equipment genutzt, da ich oft neue Dinge ausprobieren möchte. Grundsätzlich kann man sagen, dass man unter Wasser eher Weitwinkelobjektive einsetzt, während man an der Wasseroberfläche – also vom Boot aus – mit Teleobjektiven arbeitet.

Ich fotografiere mit Sony. Unter Wasser nutze ich oft ein 16-35mm f/2.8 GM II, um flexibel zu sein. Aber ich habe auch schon mit Festbrennweiten wie 14mm, 24mm, 35mm und 50mm getaucht – je nachdem, was ich ausprobieren möchte. Über Wasser bin ich meist mit dem 70-200mm f/2.8 GM II unterwegs. Ein längeres Teleobjektiv wäre manchmal praktisch, aber das 70-200mm reicht mir in der Regel und ist zudem lichtstärker. Ich hatte auch mal ein 100-400mm dabei, doch aufgrund des Gewichts und der geringeren Lichtstärke greife ich lieber zum 70-200mm.

Über Wasser arbeite ich mit der Sony A1, unter Wasser mit der Sony A7IV, da ich dafür ein passendes Unterwassergehäuse habe. Ich wünschte ich hätte es für die A1 da der Sensor im hohen ISO Bereich schon noch eine andere Liga ist… 🙂
Das Equipment kommt mit der Kälte gut zurecht, da muss man eher auf sich selber schauen dass man nicht auskühlt. Bei mir sind vor allem immer die Finger gefährdet.

Wie wichtig war die richtige Ausrüstung für dieses Unterfangen? Gab es etwas, das essenziell für eine gelungene Foto-Ausbeute war?

Die Frage knüpft eigentlich direkt an die vorherige an. Meiner Meinung nach hat die Ausrüstung selbst nur begrenzt Einfluss auf die Foto-Ausbeute. Dieses Jahr (2024) waren wir extrem vom Wetter abhängig. Selbst das beste Equipment nützt nichts, wenn man wegen eines Sturms nicht dorthin kommt, wo man die Tiere beobachten und fotografieren könnte. In sieben Tagen hatten wir dieses Mal nur eine einzige Gelegenheit, mit den Tieren ins Wasser zu gehen. Das kann frustrierend sein, da man viel Energie, Zeit und Geld in die Vorbereitungen investiert hat – nur um dann den äußeren Bedingungen ausgeliefert zu sein.

Viele unserer Leserinnen und Leser (und auch das Foto Köberl Team eingeschlossen) waren vermutlich noch nie bei einer derartigen Unternehmung dabei, deshalb interessiert uns besonders: Wie kann man sich so einen Shooting-Tag vorstellen?

Wenn das Wetter mitspielt, läuft ein Shooting-Tag bei uns etwa so ab: Wir sind privat unterwegs und nicht mit einem Touranbieter. Sobald das erste Licht erscheint, versuchen wir, aufs Wasser zu kommen und die Wale zu finden. Auf unserem Boot sind fünf Leute – ein Kapitän und vier Fotografen/Videografen.

Jeder Tag ist anders. Manchmal entdeckt man die Tiere bereits nach fünf Minuten, ein anderes Mal verbringt man fünf Stunden auf der Suche und sieht nichts. Dasselbe gilt für die Bedingungen: Manchmal ist das Wasser spiegelglatt wie auf einem See, an anderen Tagen muss man wegen drei Meter hoher Wellen umdrehen und abbrechen.

Im Idealfall findet man die Heringsschwärme und kann dort auf die Orcas (sowie Buckelwale und mittlerweile auch Finnwale) warten, die zum Fressen dorthin kommen. Ein guter Indikator für die Anwesenheit von Orcas sind Möwenschwärme, die sich ebenfalls über den Heringsbällen sammeln. Sobald wir einen Heringsball gefunden haben, können wir ins Wasser gehen und die Orcas in ihrer natürlichen Umgebung beobachten.

Manchmal begegnet man Orcas, die auf „Durchreise“ sind. In solchen Fällen können wir parallel zu ihnen fahren und sie mit gebührendem Abstand vom Boot aus begleiten und fotografieren.

Wenn das Wetter es zulässt, bleiben wir den ganzen Tag auf dem Wasser, bis es dunkel wird.

Gerade in der Wildlife-Fotografie ist vieles schwer zu prognostizieren, oder? Wie gehst du mit unvorhersehbaren Situationen um, und wie viel Planung steckt hinter deinen scheinbar spontanen Aufnahmen? Gab es brenzlige Situationen?

Man muss sich natürlich gut mit der Materie vertraut machen, und mit der Zeit sammelt man immer mehr Erfahrung. In der Wildlife-Fotografie kann und sollte man nichts erzwingen. Die Planung beginnt schon zuhause, aber sobald man auf dem Wasser ist, kann man eigentlich nicht mehr viel beeinflussen – dann heißt es, „go with the flow“ und darauf vertrauen, dass auch ein bisschen Glück auf der eigenen Seite ist.

Brenzlige Situationen gab es bisher nicht – zumindest aus meiner Sicht. Natürlich empfindet das jeder anders, aber ich versuche, stets Respekt vor den Tieren und den Elementen zu bewahren und dabei umsichtig zu bleiben.

Auf deiner Reise mit der Kamera: Gibt es bestimmte Landschaften oder Tierarten, die noch auf deiner Bucket List stehen?

Ich bin eigentlich kein Fan von klassischen Bucket Lists. Meine erste Priorität ist meine kleine Familie mit meinen zwei Kindern. Eine Reise nach Afrika würde ich aber gerne mit ihnen machen, um ihnen die beeindruckende Tierwelt dort zu zeigen. Auch die Wale in Norwegen würde ich ihnen gern einmal näherbringen – aber dafür sind sie aktuell noch etwas zu klein.

In einer Zeit, in der Natur und Umwelt oft bedroht sind, wie siehst du die Rolle der Naturfotografie? Kann sie deiner Meinung nach eine positive Veränderung bewirken?

Ich glaube, die Fotografie allein kann nur einen begrenzten Einfluss auf den Schutz der Natur haben – aber ein kleiner Impact ist immer noch besser als keiner. Naturfotografie bietet die Möglichkeit, Momente festzuhalten, die viele Menschen so vielleicht nie erleben würden. Durch die Bilder kann man ein Stück von der Faszination und Schönheit der Natur weitergeben und vielleicht Menschen dazu inspirieren, sich für ihren Schutz einzusetzen.

Besonders wichtig ist mir, diese Begeisterung auch an die nächste Generation weiterzugeben – an meine Kinder. Wenn sie lernen, wie wertvoll und schützenswert unser Planet ist, können sie hoffentlich selbst dazu beitragen, ihn zu bewahren. Naturfotografie öffnet dabei einen Weg, ihnen die Wunder der Welt zu zeigen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie fragil und einzigartig diese Welt ist.

Manchmal kann ein einzelnes Bild mehr sagen als Worte – es erinnert uns an das, was wir verlieren könnten, und daran, warum es sich lohnt, die Natur zu schützen.

Mehr über die Autorin Katrin Wrulich

Katrin Wrulich
"Bildsprache ist für mich der Schlüssel, um mit meiner Fotografie Geschichten zu erzählen, Emotionen zu vermitteln und Herzen zu berühren."

Nach intensiven Jahren im Zeichen der Konzert- & Portraitfotografie entfachte das Management-Studium eine weitere Leidenschaft: das Marketing. Die Kombination aus Fotografie & Marketing erwies sich für sie als spannende Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, Emotionen zu wecken und Menschen tief zu berühren. Ihre Bilder erzählen nicht vorrangig von Äußerlichkeiten, sondern enthüllen vielmehr die Essenz und Persönlichkeit der Portraitierten. Dabei legt Katrin besonderen Wert auf eine aussagekräftige Bildsprache, die die Botschaft der Fotos verstärkt und bei der Erreichung der Ziele hilft. Bei Foto Köberl ist Katrin im Marketing tätig und vorrangig für Online-Maßnahmen und das Kursangebot verantwortlich.